Zentralcafe Kaya e.V. » 30.05.13 TAV FALCO & PANTHER BURNS

TAV FALCO & PANTHER BURNS

Special-DJ-Set: Memphis Music Club

VVK: 10.- AK: 13.-

Tav Falco ist eine Legende aus dem, zumindest für die Musik, legendären Memphis. Und diese Legende kehrt nun nach mehr als einem Dutzend Alben und langem Schweigen auf Stag-O-Lee zurück.
Tav Falco stammt aus Arkansas und dürfte dort Ende der 40er Jahre geboren worden sein. Als Bremser für die Missouri Pacific Eisenbahn konnte er des Öfteren umsonst nach Memphis fahren. „Music was just in the air“ (Tav Falco), und sein Interesse für Mississippi Country Blues, Jazz und Rockabilly war längst geweckt. 1973 zog er vollends in die Musikstadt in Tennessee und trat der TeleVista Gruppe als Avantgarde Videofilmer und Performance Artist bei. In letzterer Funktion war er auch in Mud Boy & The Neutrons aktiv, der von Produzent und Musiker Jim Dickinson gegründeten Combo. Bei Konzerten wurde Tav Falco in einem Geschirr festgemacht und unter die Decke gezogen, um während des Konzerts durch das Publikum zu schwingen.
Legendär auch eine Free-Show im Orpheum Theatre in Memphis. Mit einer 5-Dollar Silvertone-Gitarre, die er am Tag zuvor von einem Nachbarn gekauft hatte, und ohne einen Funken Saitenkunst, spielte Mr. Falco in den Umbaupausen eine ganz eigene Version von Leadbelly’s „Bourgeois Blues“. „I was in evening clothes – frock coat and tails, white tie and gloves – and I had a chainsaw and an electric Skilsaw set up on two tables,“ erinnert er sich. „At the song’s frenzied climax, I put the guitar down between the two tables, took the Skilsaw and ripped through it with that saw. People started screaming because it sounded like this industrial metal clanging-smashing-ripping sound, like a derailed freight train … and it was driving them crazy.
Then I took out the chainsaw and finished the guitar off. The sound was horrendous and people were going completely hysterical in the audience. Then I passed out on stage and they had to drag me off. That was my first performance.“
Der in Memphis nicht ganz unbekannte Alex Chilton zeigte sich von diesem Auftritt „spirituell berührt“ und überredete Tav Falco, eine Band zu gründen. Chilton selbst stellte sich als Gitarrist und Produzent zur Verfügung. Die Band benannte sich nach einem historischen Ereignis, nämlich den durch Mark und Bein gehenden Todesschreien eines Panthers, der um die Jahrhundertwende eine Plantage im Süden in Angst und Schrecken versetzte und der in eine Falle gelockt und verbrannt wurde – Panther Burns.
Es folgte eine Reihe zügelloser Rock`n´Roll Shows, zu denen sich der eine oder andere alte Held wie z. B. Charlie Feathers gesellte. Das 1981 veröffentlichte „Behind The Magnolia Curtain“ Debüt-Album ist bis heute ein chaotisches Meisterwerk zwischen Blues, Rock & Roll und Rockabilly. Es gibt wohl kaum eine vergleichbare Platte in der Rockgeschichte, die so oft ganz kurz vor dem völligen Zusammenbruch steht und trotzdem bis zum Ende durchhält. Zu dieser Zeit wurden Tav Falco & Panther Burns zu Lieblingen der New Yorker No Wave-Szene, was einen Umzug und eine Veröffentlichung auf Chris Stein’s Animal Label zur Folge hatte.
Nach einiger Zeit aber wurde klar, dass die treuesten Fans der Band in Europa wohnten. Beim französischen New Rose Label (später: Last Call) fand die Band eine neue Labelheimat, und eine gute Handvoll Veröffentlichungen wurden durch zahllose Touren kreuz und quer durch Europa promotet. Der Einfachheit halber zog Tav Falco erst nach Paris und später nach Wien, Panther Burns-Mitglieder wurden nach Bedarf rekrutiert. Zwischendurch vergaß er aber seine alte Liebe nicht und spielte neben Winona Ryder in der Jerry Lee Lewis Bio „Great Balls Of Fire“ und durfte als Bandenchef im preisgekrönten Rock`n´Roll Roadmovie „Highway 61“ sogar sein eigenes Norton Motorrad nutzen.
Irgendwann begann Tav Falco, sich für lateinamerikanische Musik zu interessieren, wobei es ihm der Tango besonders angetan hatte. „Only with blues from the American South, a form with which tango shares certain thematic and tonal parallels, have I seen people moved with such dark power.“. Schon auf seinem Album „Shadow Dancer“ im Jahre 1995 fand dieser Einfluss profunden Niederschlag und ist auch auf seinem aktuellen Stag-O-Lee Album „Conjurations“ deutlich zu hören.
Mitte der Neunziger wurde es ruhig um ihn, und erst zehn Jahre später tauchten Tav Falco & Panther Burns aus der Versenkung auf. Hier vor allem als Special Guest auf Events, die im weitesten Sinne mit Film und Kunst zu tun hatten: beim Orange Evolution Festival in Newcastle, beim It Came From Memphis-Showcase in London, beim Insitute Of Contemporary Arts London, La Cinematheque Francaise, beim Strade Blue Festival in Italien, dem Alternatilla Festival auf Mallorca und dem Barreiro Rocks Festival in Lissabon.
Mitte 2009 erinnerte sich das neu gegründete Stag-O-Lee Label an seinen Jugendhelden, schließlich bot schon das Glitterhouse Fanzine Mitte der Achtziger seitenlange Tav Falco Stories, und verabredete quasi per Handschlag einen Deal für ein neues Studioalbum sowie eine Deluxe-Reissue-Serie der ersten fünf Tav Falco Alben (plus Extras).
Conjurations: Séance For Deranged Lovers – so der Titel des neuen Studiowerks und erste Frucht der Zusammenarbeit – wurde 2009 in Paris aufgenommen und bietet 12 neue Falco-Originale. Mit seiner eigenwilligen Stimme („Marlene Dietrich under torture“, schrieb mal ein Journalist) führt er seine multikulturell zusammengestellte Band zu neuen Höhen. Und zu einer glänzenden Zukunft.
The Panther Burns are the last steam engine train left on the tracks that don’t do nothing but run and blow.

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