KAYA x KommKino: ANNELIE und FIRST KISS

KAYA x KommKino: ANNELIE und FIRST KISS

Glämmer versus Gosse, Rockmillionäre und Sozialkritik: Das Sozialdrama „Annelie“ und ein KISS-Tribute-Abend im Zentralcafé

In München steht ein Hofbräuhaus. Und eine alte Pension, die ihre besten Tage lange hinter sich hat. In der „Annelie“ stranden jene, die die Bussi-Bussi-Gesellschaft gnadenlos ausgemustert hat: Junkies, Alkies, Kleinkriminelle, Obdachlose und Prostituierte, aber auch Künstler, Transsexuelle und Geschöpfe des Nachtlebens – von der Stadt hier übergangsweise untergebracht. Doch nichts ist bekanntlich so beständig wie das Provisorium. Zum Teil schon seit einem Jahrzehnt hausen manche der als unvermittelbar geltenden Charaktere in dieser Notbehausung. Trotz ständig schwelender Konflikte ist allen klar: Um hier zu überleben, müssen alle zusammenhalten.

 

Wir lernen Max kennen, einst Schauspieler und Kleindarsteller, heute Vollzeit-Druffi, der sein Talent nur noch zum professionellen Schnorren einsetzt. Zarte Hoffnung auf einen Neuanfang zeichnet sich ab, als er mit der schönen Swingerclub-Besitzerin von Nebenan anbandelt. Doch dann wird eine Leiche gefunden und die Stadt beschließt, die Pension zu schließen und das Haus abzureißen. Jetzt muss die „Annelie“-Schicksalsgemeinschaft ein letztes Mal zusammenstehen. Der Plan: Die bekannte Rockband Kiss entführen. Selbstredend eine Scheißidee, die geschwind auf ein okkult-tragisches Märchen-Finale zusteuert ...

 

Die „Annelie“ gab es wirklich: Antej Farac, Regisseur und Autor des Films, hat jahrelang gegenüber gewohnt und sich den Hinterhof mit den Annelieanern geteilt. So entstand die Idee, einen Spielfilm über diesen Mikrokosmos an der Landwehrstraße und sein seltsames Personal zu drehen. Neben den echten Bewohnern der Notunterkunft spielt der österreichische Charaktermime Georg Friedrich („Wolfzeit“, „Nordwand“, „Sparta“) in dieser schweiz-deutschen Low-Budget-Produktion aus dem Jahr 2012.

 

Das Ergebnis ist krass: Eine trostlose Versuchsanordnung realer gescheiterter Existenzen, die wirkt, als hätte Ulrich Seidl „Trainspotting“ gedreht. Oder wie es auf Wikipedia heißt: „Der Film wirkt bis zur Schmerzgrenze authentisch, und doch reicht er an die wahren Verhältnisse im Haus nicht heran. Denn kein Film ist so hart wie das Leben selbst.“

 

Die Rockband in dieser rauen Milieustudie spielen nicht die echten Kiss, sondern First Kiss aus Nürnberg: eine Tributeband, die versucht, mit dem größten Respekt vor dem Original so dicht wie möglich an das Original heranzukommen – in Optik, Sound und Show. Und First Kiss sind vor Ort, wenn das Kommkino „Annelie“ zeigt – in vollem Ornat und mit einer kleinen Ausstellung voll lustiger Fan-Devotionalien. So finden Glämmer und Gosse, Rockmillionäre und Sozialkritik für einen Abend zusammen – in Form eines cineastischen Mini-Kiss-Fantreffens, das es so noch nie gegeben hat ...

 

… und bei dem so manche Geschichte erzählt werden will: Wie First Kiss einst die wahren Kiss bei „Wetten dass …?!“ trafen oder wie Gitarrist Jester in der unvergessenen Hemmerleinhalle in Neunkirchen am Brand den roten Ledergürtel abstaubte, den Paul Stanley im „Lick It Up“-Musikvideo trägt. Und wir klären endlich die ewige Schulhof-Frage „Kiss oder AC/DC?!“ ...

Veranstaltungsinformationen

Veranstaltungsort Zentralcafé
Beginn 27.11.2025 um 20:00 Uhr